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Naturschutzgebiete (NSG)

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NSG 327 Peenetal von Salem bis Jarmen

NSG 327 Peenetal von Salem bis Jarmen
NSG 327 Peenetal von Salem bis Jarmen

Lage: Niedermoorbereiche nordwestlich des Kummerower Sees bis Neukalen und Dargun, Flusstalniederung der Peene mit angrenzenden Talrändern und Seitentälern vom Kummerower See über Demmin bis Jarmen

Größe: 6.716 ha, davon im Landkreis ca. 1.970 ha

Gemeinden: Im Landkreis Vorpommern-Greifs­wald: Stadt Loitz, Sassen-Trantow, Bentzin, Gör­min, Stadt Jarmen, Bandelin, Stadt Gützkow

Unterschutzstellung: 09.02.2009

Schutzzweck: Sicherung und Entwicklung eines großflächigen und vollständigen Ausschnittes eines typischen Flusstalmoores im nordostdeut­schen Tiefland mit seinen entsprechend den Höhen-, Nährstoff- und Feuchtigkeitsgradienten unterschiedlich ausgeprägten Talhängen und Ne­bentälern in ihrer natürlichen und nutzungsbe­dingten Floren- und Faunenvielfalt.

Beschreibung: Das Gebiet ist Bestandteil des Peene-Urstromtals, welches gegen Ende der letz­ten Eiszeit die Schmelzwässer der Gletscher Rich­tung Nordwesten ableitete. Heute entwässert die durch keinerlei Staue oder Wehre regulierte Peene ein Einzugsgebiet von über 5500 km² in die entgegengesetzte Richtung. Vom Kummero­wer See bis zur Mündung in den Peenestrom hat der Fluss eine Länge von knapp 100 km, das da­zugehörige Tal ist meist 1 bis 2 km breit. Entlang der aufgrund des geringen Gefälles nur langsam fließenden Peene hat sich seit dem Subboreal vor ca. 5000 Jahren das größte Flusstal-Nieder­moor Deutschlands gebildet und bis heute erhal­ten. Je nach Entfernung zum Fluss und je nach Grundwassereinfluss haben sich Überflutungs-, Durchströmungs- oder Quellmoore gebildet.

Für das Peenetal ist eine durchgängige Besied­lung seit dem Mesolithikum vor 10.000 bis 8.000 Jahren durch Funde und Grabstätten nachgewie­sen. Seit dem ausgehenden Mittelalter wurden kleinere Bereiche der Niedermoore vorwiegend zur Streu- und Futtergewinnung in extensiver Weise genutzt und nur im geringen Maße ent­wässert. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert hatte die Brenntorf-Gewinnung eine große Be­deutung, daher prägen viele Torfstiche und -grä­ben das Gebiet. Ab etwa 1920 erfolgte eine in­tensivere landwirtschaftliche Nutzung großer Teile der Flusstalmoore und die Wasserstände in den Wiesenflächen wurden durch den Bau von Dei­chen und den Betrieb von Schöpfwerken stärker reguliert. Es entstanden Polder, deren Nutzung als Saatgrünländer in den 1960er und 1970er Jahren im Zuge der Komplexmelioration intensi­viert wurde. Die Torfbildung kam zum Erliegen, die Torfkörper schrumpften und setzten Nähr­stoffe frei. Daher verloren diese Flächen viele der moortypischen Tier- und Pflanzenarten. Diese Entwicklung setzte sich bis in die 1980er Jahre fort.

Von 1992 bis 2009 wurden durch den eigens gegründeten Zweckverband „Peenetal-Land­schaft“ im Rahmen eines Naturschutzgroßpro­jektes zur Renaturierung umfangreiche Flä­chenkäufe, Maßnahmen zur hydrologischen Sanierung und Abschlüsse von langjährigen Verträgen zur extensiven Pflegenutzung  getä­tigt. Viele dieser geschädigten Flächen wurden so erfolgreich auf den Weg zu einem besseren Zustand gebracht.

Aufgrund seiner Größe, seiner relativen Unge­störtheit und seiner Habitatvielfalt beherbergt das Peenetal eine bemerkenswerte Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten. Dort kommen etwa 40 Säugetierarten vor, darunter sehr stabile Popu­lationen von Fischotter (RL 2) und Biber (RL 3). War der Biber noch bis in die 1970er Jahre hinein im Gebiet ausgestorben, hat er sich mittlerwei­le wieder im gesamten Peenetal ausgebreitet und gestaltet die Randbereiche und Zuflüsse der Peene vielfach nach seinen Bedürfnissen. Die Peene ist das Gewässer mit der höchsten Vielfalt an Fischen: Von den 51 in Mecklen­burg-Vorpommern vorkommenden Süßwasser- und Wanderfischarten sowie den Rundmäulern sind 37 (72%) in der Peene heimisch, darunter auch Lachs und Forelle (RL 1) sowie Bach- (RL 2) und Flussneunauge (RL 1). Für letztere sind vor allem die zahlreichen kleineren Zuflüsse der Peene von großer Bedeutung. Bei den Vögeln ist der Anteil sogar noch höher: Etwa 80% aller in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden Brutvogelarten sind im Peenetal nachgewiesen. Dazu zählen Eisvogel (RL 3), Krick-und Löffel­ente (beide RL 2), Fluss- (RL 2) und Trauersee­schwalbe (RL 1) und der Seeadler. Für Arten mit speziellen Habitatansprüchen wie Bartmeise und Blaukehlchen ist das Flussgebiet eines der größ­ten zusammenhängenden Brutgebiete in Mit­teleuropa. Auch viele andere Tierartengruppen, wie Tag- und Nachtfalter, Libellen, Laufkäufer, Spinnen, Mollusken, Reptilien und Amphibien, weisen eine hohe Diversität mit vielen seltenen und gefährdeten Vertretern auf.

Die Flora des Peenetales ist gleichermaßen her­ausragend: Nur wenige Moore in Europa weisen ein ähnlich vollständiges Inventar der ursprüng­lichen Niedermoorvegetation auf. Exemplarisch genannt werden sollen die im NSG vorkommen­den Arten Trollblume (RL 2), Sumpf-Herzblatt (RL 2), Niedrige Birke (RL 1), Preußisches La­serkraut (RL 2), Sumpf-Läusekraut (RL 2), sowie Sumpf-Sitter (RL 2).

Öffentliche Nutzung: Das Gebiet kann von vielen Stellen her eingesehen und auf gekenn­zeichneten Wegen begangen werden. Auf der Peene als Bundeswasserstraße ist das Befahren erlaubt. Innerhalb des NSG dürfen Boote jedoch nur an den offiziellen Wasserwanderrastplätzen (Alt-Plestlin, Jarmen) festmachen. Das Ankern ist nur außerhalb des Schwimmblatt-Bewuchses zu­lässig. Es sind Bade- und Uferangelstellen ausge­wiesen. Das Lagern im Gebiet ist verboten.